Wer kennt es nicht? Die Liste der Wunschcosplays ist lang. Nicht selten verirrt sich dabei auch ein Charakter auf diese Liste, welcher sich nicht derselben Geschlechtsidentität wie man selbst zugehörig fühlt. Die Grenzen der Geschlechtsidentität verschwimmen nicht selten fließend.
Der einfachheitshalber habe ich deshalb diesen Beitrag aus meiner persönlichen Perspektive verfasst, um ihn möglichst leicht verständlich zu halten. Das Prinzip von Genderbend und Crossplay sind nicht an ein einziges Geschlecht gebunden. Du kannst es ganz einfach auf deine persönliche Situation und Geschlechtsidentität übertragen.
Ich gehöre zu den Cosplayern, die überwiegend Charaktere mit derselben Geschelchtsidentität cosplayen. Der Großteil der Charaktere meiner Cosplays sind deshalb weiblichen Geschlechts. Ab und an verirrt sich aber auch ein Lieblingscharakter auf meine Liste, welcher sich in diesem Punkt von mir unterscheidet. Für viele Cosplayer stellt sich an dieser Stelle die Frage: Was tun?
Bist du also auch einmal vor dieser Frage gestanden und wusstest nicht so recht, was du tun sollst? Dann zeige ich dir zwei beliebte Möglichkeiten auf, wie du deinen Lieblingscharakter umsetzen kannst. Selbstverständlich gäbe es immer die Option diesen Charakter nicht zu cosplayen. Aber sind wir doch mal ehrlich: Ist die Liebe zum Charakter zu groß, ist das für uns Cosplayer, nicht wirklich eine Lösung.
Was ist eigentlich Genderbend?
Eine äußerst beliebte Möglichkeit, um den Lieblingscharakter passend zur eigenen Geschlechtsidentität zu cosplayen, ist Genderbend. Vielleicht hast du auch den Begriff Gender Bender oder Genderswap gehört? Im Prinzip beschreiben diese englischen Begriffe nur das Beugen des Geschlechts.
Anstatt den Charakter in seiner eigenen ursprünglichen Form zu cosplayen, wird dieser in der Darstellung an eine andere Geschlechtsidentität angepasst. Häufig entspricht diese angepasste Form, Genderbend, die des Cosplayers, sodass sich beide Identitäten möglichst decken.
Ich persönlich habe beispielsweise unter anderem bereits Lieutenant Commander Data aus Star Trek The Next Generation oder Jack Skellington aus The Nightmare Before Christmas als Frau umgesetzt.
Manchmal entdeckt man auch, dass im Universum des Charakters, bereits Genderbend Versionen existieren. Man denke zum Beispiel nur an das Multiversum von Marvel oder an die Genderbend Episoden von Adventure Time.
So habe ich bei meiner Recherche, als ich die weibliche Version von Peter Parker cosplayen wollte, zufällig tatsächlich eine Petra Parker gefunden.
Wie setzte ich ein Genderbend bzw. Genderswap korrekt um?
Die vermeintlich einfache Lösung den gewünschten Charakter passend zum eigenen Geschlecht umzusetzen, stellt uns Cosplayer jedoch vor weitere Fragen. Allen voran steht die Überlegung, wie denn beispielsweise eine weibliche Version eines männlichen Charakters (oder umgekehrt) sich nun kleiden würde? Inwiefern ändern sich Kleidung oder Frisur?
Selbstverständlich ist man als Cosplayer frei in seiner eigenen Interpretation und Kreativität. Am Ende des Tages freut man sich aber, wenn der Charakter, “trotz” Genderswap, von anderen Fans erkannt wird.
Diese Überlegungen helfen dir sicher bei der persönlichen Umsetzung deines Genderbend Cosplays:
- Ist das Originaloutfit für deine Genderbend Version geeignet oder musst / möchtest du Anpassungen machen?
- Welche äußeren Merkmale des Charakter sind essenziell um ihn zu identifizieren?
- Welche äußeren Anpassungen, um die neue Geschlechtsidentität des Charakter zu transportieren, sind in deinen Augen notwendig?
- Welches Make-up und welche Frisur würde zu deiner neuen Version passen?
- Gibt es grundsätzliche optische Merkmale, eingängige Designs oder Symbole, die zwar nicht in dem Originaldesign enthalten sind, aber dabei helfen den Charakter zu identifizieren?
- Transportiert das Genderbend Outfit die Persönlichkeit des Charakters?
Wenn männliche Charaktere als Genderswap in weibliche Charaktere verwandelt werden, kommt es nicht selten vor, dass diese als sehr sexy Version präsentiert werden. Das ist aber nur eine von vielen Interpretationsmöglichkeiten, wie du Genderbend umsetzen kannst!
So gibt es auch androgyne Charaktere bei denen man kaum etwas im Design verändern würde. Vielleicht probierst du dich auch in eine Richtung aus und stellst am Ende fest, dass du mit einer anderen Umsetzung viel zufriedener wärst?
Storytime: Das passende Design
Als ich mein weibliches Data Cosplay damals zum ersten Mal getragen habe, hatte ich mich an den Versionen anderer Cosplayer orientiert. Die Frage des Outfits stellt sich bei Star Trek tatsächlich weniger bis gar nicht, daher ging es in erster Linie um Make-up und Perücke.
Ich mochte es sehr, wie die anderen Cosplayer als weiblicher Data mit kinnlangen lockigen Haaren oder sogar einem gegelten High-Ponytail aussahen. Da ich die Idee anderer nicht zu sehr kopieren wollte, probierte ich mich zunächst an einer ähnlichen lockigen Frisur aus. Das Ergebnis?
Ich war nicht wirklich zufrieden, vor allem aber traf ich, meiner Meinung nach, den Kern des Charakters nicht. Beim Blick im Spiegel erkannte ich den Charakter, Lieutenant Commander Data, nicht wirklich.
Obwohl ich den Großteil meines Lebens kurze Haare hatte, kam mir der Gedanke, Data mit kurzen Haaren umzusetzen, erst später. Ich war der festen Überzeugung, ich müsse den Charakter, zumindest hinsichtlich der Frisur, deutlich weiblicher umsetzen, weswegen ich zu dem Stereotyp “lange Haare” griff. Als ich die Idee hatte, meine eigenen Haare mit Gel anzulegen und für das Cosplay zu verwenden, löste ich mich von den Visionen anderer und fand so endlich die passende Version für mich. Somit wurde am Ende des Tages meine persönliche weibliche Version von Data optisch deutlich androgyner als anfangs gedacht.
Was versteht man unter Crossplay?
Anstatt ein Genderbend Cosplay umzusetzen kannst du auch zum Crossplay greifen.
Vereinfacht gesagt, spricht man von Crossplay wenn man als Frau einen Man cosplayt oder umgekehrt. Also anstatt innerhalb der eigenen Geschlechtsidentität zu cosplayen, cosplayst du außerhalb dieser.
Tatsächlich cosplaye ich selten außerhalb meiner Geschlechtsidentität. Crossplay kommt bei mir dann vor, wenn ich das Gefühl habe, dass ich dem Charakter in meiner Vorstellung sonst nicht gerecht werden könnte. Das erste Mal passierte das bei Nick Wilde aus dem Film Zoomania. Danach gab es eine lange Pause, bis ich mich dann im Yuri!!! on Ice Hype wiederfand und super viel Freude an den Crossplays hatte.
Foto: Wichtelis Wonderland
Foto: Andreas Kinder
Beim Crossplay geht man ganz anders an die Sache als bei Genderbend Versionen. Häufig sind hierbei nämlich ganz andere Anpassungen notwendig. In der Regel arbeitet man deshalb beim Crossplay auch mit Hilfsmitteln wie Binder, Schulterpolster, Silikonbrüsten oder oder oder.
Es gibt unzählige Cosplayer, die fast ausschließlich crossplayen und sich in dieser Welt pudelwohl fühlen. Ich kann es ihnen nicht verübeln, denn Crossplay hat seine ganz eigene Magie.
Wenn du es selbst einmal ausprobieren möchtest, dann findest du unter folgendem Link viele tolle Beiträge zum Thema: category/crossplay
Die Qual der Wahl
Jetzt hast du die Qual der Wahl, wenn du wieder einmal deinen Lieblingscharakter umsetzen möchtest!
Crossplay und Genderbend sind übrigens auch tolle Varianten von Cosplay, die du nicht nur dann ausleben kannst, wenn der Charakter nicht deiner Geschlechtsidentität entspricht. Es gibt unzählige tolle Fanart zu dem Thema oder spannende Ideen für Gruppen- oder Partnercosplays, die das Hobby noch ein klein wenig bunter machen. Probier es doch mal aus!
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