Hi, ich bin Una und seit 2015 Hobbycosplayerin. Ich cosplaye querbeet aus verschiedenen Bereichen, egal ob Comic oder Anime. Im „echten“ Leben bin ich unter anderem als ehrenamtliche Erste-Hilfe-Trainerin tätig – das erklärt warum mich das folgende Thema so beschäftigt.

Fotograf: moped_1

Dieser Gastbeitrag wurde von Una geschrieben. Du kennst Una noch nicht?
Dann schau unbedingt mal auf ihren Kanälen vorbei: cereza.cos & cerezeontheblog

Die Cosplayszene strotzt nur so von aufwendigen Outfits, schweren Perücken und riesigen Props. Elsa mit leichten Kleid in eisiger Kälte, Deadpool im hautengen Ganzkörperanzug in der Hitze… unsere Lieblingscharaktere richten sich outfittechnisch überaus selten nach dem Wetter oder eher ihrer Gesundheit. Und wir Cosplayer*innen stehen nicht wirklich auf große Kompromisse – schließlich möchten wir unsere Charaktere authentisch inszenieren. Gerade auf Conventions beobachte ich also immer wieder Cosplayer*innen mit viel zu warmen Outfits in der prallen Sonne oder genau umgekehrt. Da wird mir meist beim Zusehen schon schwindelig. Dass früher oder später mal etwas passiert, ist quasi vorprogrammiert.

Als Erste-Hilfe-Trainerin weiß ich aber auch, dass Viele oft gar nicht wüssten, was sie im Notfall machen sollten. Vor allem, wenn es um so „banale“ Notfälle wie eine Überhitzung geht. Ich habe mir also mal die „heilige Dreifaltigkeit“ der potenziellen Cosplaynotfälle rausgepickt: Hitzschlag, Unterkühlung, Unterzucker – und damit heiße ich Dich hier willkommen zum Crash-Kurs Erste-Hilfe im Cosplay!

Die goldene Regel

Die goldene Regel in der Ersten-Hilfe ist: Du kannst und musst helfen.
Und das ist ziemlich leicht, Du brauchst nur eine Sache: Deinen Verstand.
Bevor wir dazu kommen – wieso eigentlich müssen?

Wer nicht hilft, macht sich strafbar und zwar der unterlassenen Hilfeleistung. Das heißt jetzt aber nicht, dass Du mutig ins Wasser springen sollst, um jemanden zu retten, obwohl Du gar nicht schwimmen kannst. Das ist Quatsch! Du sollst Dich beim Helfen nicht in Gefahr bringen. Manchmal bedeutet das, dass Du einfach nur die 112 anrufst und auf professionelle Hilfe wartest. Manchmal kannst Du aber auch selbst Hand anlegen, bis die Retter mit der blauen Sirene da sind. Auf Conventions sind übrigens immer Sanitäter unterwegs, die kommen zwar nicht mit blauer Sirene, aber professionell helfen können sie trotzdem.

Fassen wir also zusammen – passiert etwas:
Professionelle Hilfe holen und, wenn möglich selbst Hand anlegen. Wie das geht, kommt jetzt.

Manche mögen’s heiß

Wie oben schon erwähnt, passen unsere Cosplays oft nicht zum Wetter. Meistens sind es sehr warme, enge oder schwere Outfits während es draußen affenheiß ist. Im besten Fall fällt im Con-Gebäude auch noch die Klimaanlage aus.

Naja, was soll’s… dann schwitze ich halt ein wenig mehr?!

Falsch, unser Körper reguliert mit einigen gewitzten Mechanismen (z.B. Schwitzen) die eigene Körpertemperatur relativ genau – ergo starke Schwankungen sind ungern gesehen (das beste Beispiel ist sehr hohes Fieber!) und bedürfen Kompensation. In diesem Fall kühlt der Körper mit Vollgas runter. Irgendwann macht aber auch der tapferste Kämpfer schlapp. Es besteht die Gefahr einen Hitzschlag zu bekommen.
Und ja, das ist genauso unspaßig wie es klingt. Ein Hitzschlag ist lebensbedrohlich und äußert sich darin, dass der Körper völlig überwärmt.

Woran du das erkennst?

Kopf und Körper werden rot und fühlen sich heiß an. Den Betroffenen ist schwindelig, übel und sie haben den Durst ihres Lebens.

Was Du machen kannst?

„Um die Ecke bringen und kalt machen!“ Und nein, das ist nicht wörtlich gemeint.

Um die Ecke bringen“ ► aus der Sonne raus, in den Schatten
Kalt machen“ ► Abkühlen!

Achtung: Langsam abkühlen: Kühle Tücher auflegen, für Flüssigkeitszufuhr sorgen und runter mit der warmen Kleidung (in angemessenen Rahmen, das ist kein Freifahrtschein!).

Übrigens: Bitte nicht ins eiskalte Wasser schmeißen oder gar in irgendwelche Kühlräume stecken, der Körper mag wie gesagt keine schnellen, starken Schwankungen! Das kann sehr gefährlich werden.

So einen Hitzschlag kann man überall bekommen, wo es heiß, schlecht belüftet, schwül etc. ist z.B. im Auto im Sommer. Aber eben auch in zu warmer, nicht angepasster Kleidung. Wie gesagt das Ganze ist lebensbedrohlich. Deswegen schaue Dir den Wetterbericht an und überleg Dir, ob es wirklich genau dieses Cosplay sein muss. Und trinken, trinken, trinken – Dein Körper braucht Flüssigkeit, sonst kann er nicht runterkühlen. Bleib so wenig wie möglich in der pralle Sonnen (auch deine Haut wird es Dir danken, aber das ist eine andere Geschichte).

Ganz abgesehen davon werde kreativ: so wie der liebe @wee_hammer, er hat sich nämlich passend zu seinem Cosplay einen kleinen Ventilator gebastelt. Aber nicht nur das – er findet auch sehr kreative Wege Erfrischungen zum Teil seiner Cosplays zu machen. Sieh selbst!

PS.: wirklich kein Lippenstift dieser Welt ist es wert, nicht zu trinken, um ihn nicht nachziehen zu müssen. Genauso ist es kein Cosplay der Welt wert, nicht zu trinken, weil man nicht auf die Toilette will. Deine Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen, überhitzt kann man schließlich auch nicht cosplayen!

Ice Ice Baby

Der erste Schnee fällt und Du freust Dich wie ein Honigkuchenpferd, denn genau auf diese Gelegenheit hast Du gewartet. Ein Shooting im kalten Nass.
Klingt toll, klingt romantisch, aber auch das ist mit Vorsicht zu genießen. Wie schon gesagt, der Körper steht auf seine knapp 37 Grad. Hier besteht die Gefahr der Unterkühlung. Der Körper kann nicht mehr hochwärmen (wer hätt’s gedacht?) Es gibt zwar ein paar gewitzte Mechanismen (Zittern, Gefäßengstellung), aber auch hierbei gilt: nicht jeder tapfere Krieger ist ausdauernd.

Woran erkennst Du also eine Unterkühlung?

Hände und Füße fühlen sich kalt an, die Person wird blass, fühlt sich müde evtl. benommen, zittert – eigentlich relativ selbstredend.

Was Du machen kannst?

Die Person ins Warme bringen. Auch hier nicht mit aller Macht aufwärmen. Schön in trockene, warme Kleidung und bestenfalls eine Decke packen. Ein warmes, gezuckertes Getränk wirkt auch Wunder. Die Wärme sollte klar sein und der Zucker gibt Energie. Zittern und Hochwärmen ist ein anstrengendes Unterfangen für den Körper!

Wenn Du doch mal im Schnee shooten willst, bereite dich darauf vor. Wärmeflaschen, Handwärmer, warme Jacken und Schuhe, Heißgetränke einpacken. Halte Dich nur intervallweise in der Kälte auf und wärme Dich zwischen drin wieder. Dann dauert das Shooting vielleicht länger und Du musst öfter die Schuhe oder so wechseln, aber Dein Körper wird es Dir danken. Auch die Unterkühlung ist lebensgefährlich. Im schlimmsten Fall kann sie zu einem Schock führen.

Der geniale @reflektierte_wahrheit hat mir mal gesteckt, was er immer dabei hat, um genau solche Notfälle bei seinen Models zu vermeiden. (Das ist übrigens unbezahlte Werbung.)

PS.: In jedem Erste-Hilfe-Kasten ist eine Rettungsdecke. Das ist diese knisternde Folie. Das Ding sieht zwar nach nichts aus, aber hat ganz schön was drauf, damit kann man Leute wirklich 1A aufwärmen.

Sugar… oh honey honey

Wer kennt es nicht? Früh aufgestanden, fertig gemacht, ins Cosplay geschlüpft. Was hat man nicht gemacht? Richtig, gegessen.
Jetzt haben wir schon gelernt, dass der Körper einen Riesenaufwand betreibt, nur um die Temperatur zu regulieren. Stell dir mal vor, was für ein Riesenaufwand es ist, andere Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Und was braucht man dafür? Jap, Energie. Und wo kriegt man die her? Aus der Nahrung.

Trotzdem vergessen viele das Essen oder lassen es absichtlich, sei es wegen des Makeups, weil keine Zeit ist oder was auch immer. Aber auch das ist gar nicht so ungefährlich. Es besteht die Gefahr zu unterzuckern.

Woran erkennst du das?

Die Person bekommt Heißhunger, evtl. wirkt das Wesen verändert („hangry“), ihr wird schwindelig, übel, schwummrig – das ganze Programm.

Und da hilft dann nur eins: Zucker. Cola, Banane, Müsliriegel, was auch immer du da hast. Achtung, der Effekt von Zucker wirkt schnell, fällt aber auch wieder sehr schnell ab. Sobald Du die Person etwas aufgepäppelt hast, muss etwas Ordentliches auf den Tisch, um wirklich wieder Energie zu tanken. Unterzucker ist nicht zu unterschätzen, man kann relativ schnell das Bewusstsein verlieren.

Es bietet sich also an immer eine Notfallration an Zucker einzupacken. Müsliriegel, Traubenzucker, Bananen, tob Dich aus.

@fraeulein.rosen.rot hat das übrigens auf die Spitze getrieben! Sie hat passend zu ihren Cosplays nicht nur für sich, sondern auch für eine ganze Gruppe Kekse gebacken.

Es ist nicht immer so einfach

Das alles kam dir bestimmt furchtbar banal vor, aber wie ich bereits gesagt hatte: Erste Hilfe ist kinderleicht, du brauchst nur deinen Verstand.
Das ist aber nicht immer so. In den vorigen Abschnitten, bin ich davon ausgegangen, dass die betroffene Person noch bei Bewusstsein ist. Wieso? Auf Cons oder im Cosplay ist man selten so lange allein unterwegs, dass vorher niemand bemerkt, dass es einem nicht gut geht. Allerdings kann jeder dieser Notfälle in eine Bewusstlosigkeit übergehen.

Wie man in solchen Fällen reagiert, würde den Rahmen dieses Blogeintrages sprengen.
Dazu gehört nämlich eine ordentliche Kontrolle der Atmung. Bei vorhandener Atmung legt man die Person in die Stabile Seitenlage. Ist keine Atmung da muss wiederbelebt werden.
Das sind zwei der wenigen Erste-Hilfe-Maßnahmen für die es mehr als nur den Verstand braucht. An dieser Stelle wäre es vielleicht eine Idee mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen.

Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja dann 😉
Übrigens, sollten Fragen aufkommen, auch zu anderen Notfällen (auch bei Kindernotfällen) – schreib mich gerne jederzeit auf Instagram an!

Bis dahin wünsche ich Dir eine schöne Zeit und dass Du niemals in die Verlegenheit kommst, jemanden retten zu müssen. Bleib gesund!

Großes Danke an SajaLyn, die mir ihre Bühne für dieses Thema geliehen hat und an wee_hammer, reflektierte_wahrheit und fraeulein.rosen.rot für die Bilder!

Fotograf: ageofjuly (Sommer, Herbst, Winter)

PS.: Auf Instagram kursierte eine Zeit lang die Challenge zu jeder Jahreseit ein passendes Cosplay zu finden. Ich challenge Dich das auch zu machen – und zwar von Versionen, die so zum Wetter passen, dass du nicht verkühlst oder überhitzt! Ich mache natürlich gleich mit.

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