In meinen Posing-Workshops sage ich gerne, “Statik ist gut, Dynamik ist besser”, aber was genau meine ich damit? Mit statischen Cosplayfotos beschreibe ich Bilder, auf denen weder der Cosplayer, noch andere Elemente im Bild, in Bewegung erscheinen, sondern eher steif wirken.
Klar, ein Bild ist in jedem Fall immer eine statische Momentaufnahme. Aber es gibt Elemente, die dem Foto Dynamik verleihen und es spannender machen. Zu diesen Elementen gehören beispielsweise wehende Mäntel und Röcke, fliegende Haare, leichte Unschärfe-Effekte oder Posen, die eine Bewegung andeuten.
Ein dynamisches Cosplayfoto muss nicht zwangsläufig all diese Elemente vereinen, um dynamisch zu wirken. Manchmal kann man auch statische Posen durch wehende Umhänge oder fliegende Haare lebendiger wirken lassen. Natürlich gibt es auch Posen, die an sich bereits deutlich dynamischer aussehen oder aus einer Bewegung heraus eingenommen werden, um authentisch zu wirken. Aber fangen wir doch einfach mal an.
Fliegende Elemente
Die einfachste Methode, um dynamische Cosplayfotos zu erschaffen, ist, Teile des Kostüms, zu werfen und somit zum “fliegen” zu bekommen. Auch die steifste Pose sieht mit wehenden Haaren oder wehendem Mantel plötzlich dynamisch aus.
steife Pose – geworfene Kostümelemente
Klar, hier erschaffen wir eine Illusion, die stark an die überzeichneten epischen Momente aus Animes erinnert. Der Hauptcharakter steht unbewegt an einer Stelle, blickt in die Ferne und seiner Herausforderung entgegen. Plötzlich. Ein Windstoß! Haar und Kleidung werden in Bewegung gesetzt, sie wehen anmutig und geben uns sofort in das Gefühl unsere Welt sei magisch. Aber genau das lieben wir!
Aber anstatt einfach nur steif da zu stehen und Haare und Mantel von einem Fotoassistenten werfen zu lassen, kannst du natürlich auch deine Pose an die imitierte Bewegung anpassen. Selbst minimale Anpassungen im Posing können dazu beitragen, die Illusion abzurunden.
Pose angepasst an selbst geworfene Kostümelemente
Leider steht uns nicht immer ein Assistent zur Verfügung, der uns bereitwillig beim Shooting hilft, um unsere dynamischen Fantasien umzusetzen. Aber das soll für dich kein Hindernis sein!
Elemente zum Fliegen zu bekommen ist nicht immer einfach. Je nach Material verhalten sie sich unterschiedlich. So sind manche Stoffe einfach nicht dafür geeignet, um dynamische Fotos zu kreieren. Manchmal limitiert auch das Design des Cosplays, wie in etwa ein äußerst kurzer Mantel, eine mögliche Bewegung.
Werfen oder fallen lassen?
Hast du aber Glück und du findest etwas, dass sich an deinem Cosplay dynamisch in Szene setzen lässt, dann musst du nur noch herausfinden, welche Bewegung den schönsten Effekt erzeugt.
Für den klassischen Hairflip, zum Beispiel, gilt: Nicht nach oben werfen, sondern nach unten fallen lassen. So entsteht eine natürlichere Fließbewegung und das richtige Timing wird auch einfacher.
Das ist natürlich nur umsetzbar, wenn du einen Assistenten dabei hast, der für dich Teile deines Kostüms fallen lässt. Solltest du alleine sein und dynamische Effekte einbringen lassen wollen, so wirst du häufig um’s (nach oben) Werfen nicht herum kommen.
dynamische Elemente ohne Assistenz geworfen
Je nachdem welches Kostümteil du dynamisch erscheinen lässt, so ist manchmal eine Umsetzung mit Assistenz auch gar nicht möglich oder notwendig. Beispielsweise wenn du dir eine Jacke über die Schulter wirfst oder dich in deinem Kleid tanzend bzw. drehend zeigen möchtest.
Hierbei imitierst du die natürliche Bewegung und optimierst sie so, dass sie zur Pose, dem Kamerawinkel und dem Bildausschnitt passt. Ein Assistent ist also nicht notwendig.
Dynamik aus der Bewegung
Manchmal kann auch ein Sprung den gewünschten Effekt erzeugen. Achte bitte immer auf dich, deine Umgebung und das Kostüm und finde heraus, welche Bewegungen möglich sind und gut aussehen. Gerade bei Sprüngen solltest du deine Umgebung sorgfältig prüfen, um die Unfallgefahr zu minimieren.
In die Pose auf Drei
Dynamische Cosplayfotos entstehen natürlich auch durch dynamisches Posing. Anstatt dich steif in Pose zu stellen und darauf zu warten, dass der Fotograf endlich auslöst, kannst du auch aus der Bewegung in die Pose finden. Je nach Kamera, Fotograf, Lichtsituation und Pose kann eine Serienbildaufnahme sinnvoll sein.
Wenn du aus der Bewegung heraus posierst, solltest du im Hinterkopf behalten, dass die Bewegung für das Foto optimiert und nicht zu schnell ausgeführt wird. Manchmal reicht es, wenn du die natürliche Bewegung so lange wiederholst, bist das perfekte Foto im Kasten ist. Manchmal ist es aber auch notwendig, dass du deine Bewegung anpasst und diese deutlich langsamer und bedachter ausführst.
Ab und an musst du sogar etwas übertreiben, um eine schöne Bewegung bildlich festzuhalten. Wiederhole die Bewegung so lange, bis du das Gefühl hast, ein oder mehrere gute Fotos sind im Kasten.
Nicht immer werden Posen, Bewegungen oder das gesamte Cosplayfoto so, wie man sie sich vorgestellt hat. Sei es, weil die Pose einfach nicht klappt oder weil der Fotograf nicht die notwendige Erfahrung mitbringt. Manchmal klappt es einfach nicht so ganz. Aber das ist kein Grund, um gleich aufzugeben.
Ab und an habe ich so meinen ursprünglichen Ideen und Bemühungen eine zweite Chance gegeben und neues Leben eingehaucht. Schließlich habe ich auf diese Weise die Option auf ein, für mich, brauchbares Cosplayfoto, sodass meine Zeit, Energie und Anstrengung nicht ganz umsonst waren.
Out of Cam fotografiert von meinem Papa vs. das fertige Cosplayfoto
Fotos leben unter anderem vom richtigen Bildausschnitt. Je nach Hintergrund kann man dem Cosplayfoto neben einem angepassten Bildausschnitt auch noch eine kleine Drehung geben. Diese Drehung sorgt dafür, dass eine angedeutete Bewegung durch den Schrägstand deutlich dynamischer aussieht. Natürlich solltest du auf dem Hintergrund des Fotos achten und abschätzen, ob eine Drehung nicht doch irritierend wirken könnte.
In vielen Bildbearbeitungsprogrammen kannst du auch nachträglich Filter und Effekte anwenden, um das Bild oder Teile des Bilds unscharf erscheinen zu lassen. Weichzeichnungsfilter wie etwa “Bewegungsunschärfe” können dabei helfen dynamische Elemente zu betonen.
Außerdem gibt es noch sogenannte Overlays, wie etwa fliegende Blätter oder Lichteffekte. Diese können, je nach Motiv, dein Cosplayfoto beleben. Übrigens rettet die Fotobearbeitung nicht nur ein weniger gelungenes Cosplayfoto, sondern betont auch eines, welches bereits “Out of Cam” richtig gut geworden ist!
Am Ende des Tages sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Lediglich dein persönlicher Geschmack gibt vor, wie das perfekte dynamische Cosplayfoto für dich aussehen kann.
Übung macht den Meister
Selten fällt beim ersten Versuch direkt das perfekte dynamische Cosplayfoto aus der Kamera. Bring also unbedingt etwas Durchhaltevermögen und vor allem Motivation mit, um eine Pose bzw. Bildidee mehrfach zu wiederholen.
Selbst wenn du inzwischen der absolute Profi im dynamischen Posing bist, so musst du ein neues Kostüm auch wieder neu kennen lernen und fängst jedes Mal ein kleines bisschen von vorne an. Am Ende des Tages lohnt es sich! Außerdem entstehen durch die Wiederholung weitere tolle Varianten deiner ursprünglichen Bildidee.
Nachdem wir zwei Episoden lang sehr ausführlich über Fotobearbeitung gesprochen haben, sollten wir unbedingt über Selbstwahrnehmung sprechen. Denn egal, ob du deine Fotos selbst bearbeitest oder ob du sie von einem Fotografen bekommst, wie du auf diesen Fotos dargestellt wirst, kann deine Selbstwahrnehmung langfristig beeinflussen.
Besonders dann, wenn du stark retuschierst und merkliche Änderungen an Gesicht und Körper vornimmst. Der Klassiker: Das Verflüssigen-Tool.
Auf was kommt es bei der Fotobearbeitung eigentlich an? Benötige ich zwingend Lightroom und was kann das Programm eigentlich?
Natürlich kannst du mit jedem beliebigen Programm deine Fotos bearbeiten. Philipp und ich erzählen dir, was uns an Lightroom begeistert und welche Einstellungen wir bei der Bildbearbeitung auf jeden Fall anpassen!
In Teil 2 werden wir uns dann etwas intensiver Photoshop widmen!
Hallo liebe Cosplayfreunde! Ich bin Mareen oder Sky von skys_heaven. SajaLyn fragte mich vor geraumer Zeit, ob ich nicht Lust hätte, für ihren Blog einen Gastbeitrag bezüglich der Einarbeitung von Overlays zu schreiben. Da ich jetzt schon einige Jahre damit arbeite, fand ich die Idee nicht schlecht und jetzt endlich bin ich mal dazu gekommen, ein paar Worte dazu aufzuschreiben.
Dieser Gastbeitrag wurde von Sky geschrieben. Du kennst Sky noch nicht? Dann schau unbedingt mal auf ihrem Instagram Kanal vorbei: skys_heaven
Zuallererst aber: ich habe das nicht gelernt oder mache das beruflich. Ich habe mir alles, was ich tue, selbst beigebracht. Das heißt, dass ich nach Gefühl arbeite und die Techniken nie gelernt haben. Ich möchte dir hier also nur zeigen, wie du relativ einfach Texturen und Overlays in deine Bilder einfügen kannst und wie du diese entsprechend einarbeitest. Es ist lediglich meine Arbeitsweise und ich bin kein Experte, sondern nur hobbymäßig in diesem Bereich unterwegs!
Was sind Overlays?
Overlays sind extra angelegte, meist transparente, Bilddateien mit Effekten wie Rauch oder Licht. Es gibt aber auch Overlays mit kleinen Bildern von Blumen oder Schmetterlingen, die du in deine Bilder einarbeiten kannst.
Diese Bilddateien kannst du dir auf verschiedenen Seiten besorgen. Einige Seiten bieten kleinere Dateien kostenfrei an, doch die meisten wirst du kaufen müssen. Aber es lohnt sich! Du kannst damit deine Fotos wirklich aufwerten und ihnen einen neuen Schliff verleihen. Für das Einfügen benötigst du auf jeden Fall Photoshop, da fast alle Arten von Overlays genau dafür erstellt werden.
Während ich Lichtoverlays bisher nur gekauft habe, konnte ich mir auch schon Overlays mit Bildern selbst erstellen. So habe ich zum Beispiel durch ein paar leichte Handgriffe die Grinsekatze auf meine Alice Bilder bekommen oder bei Elsa Schneemagie erzeugt.
Wie arbeite ich Overlays in mein Bild ein?
Nachdem du dein Cosplayfoto in Photoshop geöffnet hast, musst du zunächst überlegen, welchen Effekt du erzielen willst. Ich benutze fast immer Lichtoverlays, um dem Bild einen gewissen Charme zu verleihen. Du suchst dir also etwas Passendes aus und ziehst es in deine Bearbeitungsfläche. Als erstes musst du dann bei den meisten Overlays unten rechts die Art der Ebene von Normal auf Negativ multiplizieren stellen. So aktivierst du die Transparenz und du siehst nur noch den eigentlichen Effekt.
Manchmal gibt es auch bereits Bilddateien, bei denen du diesen Schritt überspringen kannst. Auch selbst erstellte Overlays sind png-Dateien, die bereits einen Alphakanal haben, also transparent sind und kein Hintergrund vorhanden ist. So kannst du sofort zum nächsten Schritt übergehen.
Einmal eingefügt, kannst du dein Overlay drehen und größentechnisch an das Bild anpassen. Du solltest das Overlay nicht einfach nur so einfügen, wie es nun mal ist, sondern auf dein Cosplayfoto abstimmen.
Nicht immer passt die Größe oder der Winkel sofort, deswegen ziehe ich es gerne größer und schiebe und drehe es dann solange hin und her, bis mir die Platzierung gefällt. Auf den Bildern erkennst du, wie unterschiedlich ein Overlay dadurch wirken kann. Du kannst auch oben in der Leiste das Seitenverhältnis einstellen, also aktivieren und deaktivieren, ob du das Overlay komplett anders auch von den Maßen haben willst oder es lieber Original bleiben soll. Auch das kann einen großen Unterschied machen!
Außerdem passe ich dabei bereits oft Deckkraft und Fläche an. Du findest diese Punkte ebenfalls rechts unten, wo die Ebenen sind. Damit kannst du entscheiden, wie stark dein Overlay über dem Bild liegt. Also ob es sehr dominant oder nur einen leichten Akzent geben soll. Dies kannst du aber auch noch verändern, nachdem du das Overlay eingefügt hast. Ich selbst reduziere beides fast immer etwas, da ich es nicht zu stark haben will. Aber das ist von Overlay zu Overlay und von Bild zu Bild unterschiedlich. Jede Bearbeitung ist individuell und du solltest stets deinem Gefühl vertrauen.
Danach radiere ich das Overlay aus.
Warum? Ich persönlich mag es nicht, wenn die Overlays zu dominant auf dem Motiv sind. Also setzte ich den Radiergummi mit sehr niedriger Deckkraft an und radiere dann Stück für Stück das Overlay weg und zwar solange, bis es mir zusagt. Ich achte dabei darauf, einen weichen Pinsel zu verwenden, denn mit harten Kanten hat man keinen schönen Übergang.
Tipp: Du kannst bei Overlays auch mit Ebenenmasken arbeiten, um die ausradierten Stellen jederzeit wieder sichtbar zu machen.
Ich selbst arbeite selten mit nur einem Overlay. Meistens erziele ich erst mit zwei bis vier Stück den gewünschten Effekt.
Gerade mit Lichtoverlays veränderst du oft auch die Farbgestaltung deines Bildes, da es auch die Helligkeit beeinflusst. Ein Grund, warum ich meine Fotos nicht sofort richtig hell bearbeite. Sondern ich bearbeite sie im Nachgang nochmals in Lightroom, wenn ich mit den Overlays fertig bin.
Ich arbeite auch viel und gerne mit Lichtpunkten, Glitzer oder anderen Effekten wie Rauch, welche ich grundsätzlich weichzeichne und sie so an die Tiefenschärfe des Bildes anpasse. Außerdem lenken sie dann nicht so sehr vom Hauptmotiv ab. Ich selbst bin auch kein Fan davon, wenn sie das Cosplayfoto zu sehr überlagern. Bedeutet, ich radiere auch hier viel aus, sodass sie das Foto umrahmen und aufwerten, aber nicht vom eigentlichen Motiv ablenken.
Nun aber zurück zum Weichzeichner.
Um eine Ebene weichzuzeichnen, gehst du oben auf den Reiter Filter und dann unter auf den Punkt Weichzeichnungsfilter. Dort findest du den Gaußschen Weichzeichner. Unter diesem öffnet sich ein kleines Fenster, in dem du nun austesten kannst, wie stark du den Filter anwenden möchtest. Je höher die Zahl, desto stärker wird es unscharf. Ich selbst arbeite mit einem Weichzeichner zwischen 0,5 und 20. Selten stelle ich ihn höher. Es kommt jedoch auf das Motiv an und wie stark die Tiefenschärfe wirken soll.
So arbeite ich auch, wenn ich Overlays mit Blumen, Schmetterlingen und besondere Sachen, die zum Charakter gehören, einarbeite. Ich schwäche dabei Fläche und Deckkraft nur um wenige Prozente und setzte manchmal auch nur einen schwachen Weichzeichner ein, doch es macht einen großen Unterschied aus.
Nicht immer benötigt man das komplette Motiv oder möchte dieses auffällig im Foto haben. Deswegen kannst du sie ebenfalls entsprechend ausradieren. Sie sollen sich ja ins Motiv einfügen und nicht wie draufgelegt aussehen. Der Gaußsche Weichzeichner ist da wirklich eine große Hilfe und macht es um einiges schöner. Hierbei solltest du aber beachten, dass du diese Dateien zuerst einarbeitest, bevor du die anderen Overlays auf das Bild legst!
Oder, wenn du erst im Nachgang daran denkst, diese Bildmotive unter die eingefügten Overlays legst. So fügt sich alles noch viel besser zusammen und wirkt eher so, als wäre es echt.
Das wäre es soweit. Ist doch gar nicht so schwer, oder? Du musst dich einfach nur etwas ausprobieren und deine Richtung finden. Alles ist reine Geschmackssache und meine Meinung zum Ausradieren und Weichzeichnen muss dir nicht unbedingt zusagen. Auch ich muss mich hin und wieder immer noch austesten, weil eben jedes Foto anders ist und man sich einfach inspirieren lassen muss.
Aber ich hoffe, dass dir mein kleines Tutorial dazu etwas weiterhilft und du dich vielleicht auch selbst mal an ein Foto mit Overlays versuchst.
Die großartige SajaLyn hat mich gebeten, einen kleinen Gastbeitrag zum Thema Beauty Retusche und Make-Up in der Fotobearbeitung zu verfassen. Da konnte ich selbstverständlich nicht nein sagen. Ich habe das große Glück, dass in diesem Feld meine Hobbys Fotografie und Cosplay und auch mein erlernter Beruf Mediengestalter zusammenlaufen – gepaart mit meiner Abneigung, Make-Up aufzutragen.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Auch als Cosplayer mag ich es nicht, Make-Up zu tragen und ich muss gestehen, dass ich nicht einmal Foundation besitze. Natürlich finden sich in meinem Badschrank eine kleine Sammlung von Lippenstiften und auch ein paar Lidschattenfarben. Aber in vielen Fällen ziehe ich es vor, mein Make-Up in der Post- Production “aufzutragen”, wenn es für das Cosplay nötig ist.
Dieser Gastbeitrag wurde von Chrissi geschrieben. Du kennst Chrissi noch nicht? Dann schau unbedingt mal auf ihrem Kanal vorbei: chrissi.cosplays
Wie das geht? Nun, dazu führe ich euch am besten einmal durch den gesamten Ablauf einer Beauty Retusche Routine, die ich mir in meinen 10+ Jahren als Fotografin angeeignet habe.
Dabei ist es mir sehr wichtig, keine unrealistischen Erwartungen zu wecken. Natürlich könnte ich meine Nase verkleinern, meine Taille schmaler machen und meinem Gesicht eine andere Form geben. All das ist in Photoshop möglich und nicht einmal besonders schwer. Dennoch ziehe ich es vor, meine natürlichen Gesichtszüge zu erhalten und nur “Schönheitsfehler” auszugleichen, die durch ungünstiges Licht entstehen oder von der Tagesform abhängig sind.
Sowohl bei meinen Models als auch bei mir selbst, entferne ich lästige Schatten unter den Augen, behebe kleine Hautunreinheiten und setze ein paar Schatten und Highlights. So wie man es auch durch Make-Up tun könnte. Und ja, manchmal füge ich im Photoshop Lidschatten oder Lippenstift hinzu. Auch die Augenfarbe zu ändern, ist kein Hexenwerk und spart jede Menge Geld für farbige Kontaktlinsen bei der nächsten Cosplay Session.
Das Equipment
Was benötigt ihr dazu? Adobe Photoshop – ich selbst nutze für dieses Tutorial die 2021 Version – und ein Foto, welches ihr bearbeiten wollt. Ein Grafiktablett mit Stift ist von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Ich persönlich ziehe es vor, da ich mit einem druckempfindlichen Stift ein besseres Gefühl für die Bearbeitung habe. Wenn ihr gern und oft mit Photoshop arbeitet, kann diese Anschaffung durchaus Sinn ergeben.
Es muss dabei kein teures Wacom Tablet sein, denn auch ein günstigeres Huion Tablet erledigt den Job sehr gut. Diese sind ab ca. 55€ auf Amazon und eBay erhältlich. Trotzdem könnt ihr all diese Bearbeitungen auch mit einer Maus durchführen.
RAW vs. JPG – Camera Raw Feld in Photoshop
Es ist wichtig, zu erwähnen, dass jeder Fotograf seinen eigenen Ablauf hat und es deshalb niemals die eine Routinegeben wird. Besonders günstig ist es, von einer RAW-Datei auszugehen, aber das ist absolut kein Muss.
Das Rohdatenformat ist sehr groß, nimmt jede Menge Speicherplatz ein und nicht jede Kamera kann esausgeben. Aber es bringt auch viele Vorteile mit sich. Ein JPG wurde immer bereits von der Kamera optimiert, aber das Optimum der Kamera entspricht nicht immer den Vorstellungen des Fotografen. Eine nachträgliche verlustfreie Bearbeitung ist hier nicht mehr möglich.
Kleine Fehler, wie z.B. die Unterbelichtung, können im RAW-Format auch im Nachhinein noch ausgeglichen werden. Öffnet man ein RAW-Foto in Photoshop, öffnet sich das Camera Raw Feld. Dort korrigiere ich zuerst die Belichtung, gleiche Highlights und Schatten aus, bessere die Schärfe nach und passe andere Kleinigkeiten, wie z.B. Objektiv-Verzerrungen oder Chromatischer Aberration an.
Habt ihr “nur” das JPG zur Verfügung, könnt ihr trotzdem über Filter -> Camera Raw Filter auf die Camera Raw Einstellungen zugreifen. Über Verzerrung oder chromatische Aberration müsst ihr euch hier oft keine Gedanken mehr machen, denn eure Kamera hat diese Korrekturen bereits automatisch vorgenommen. Auch wenn ihr nicht die volle Breite des Rohformats zur Verfügung habt, könnt ihr hier ganz einfach in nur wenigen Schritten die Belichtung korrigieren. Auch Color-Grading ist eine tolle Funktion, um bereits im ersten Schritt Farbanpassungen vorzunehmen. Sind eure Bearbeitungen in diesem Feld abgeschlossen, öffnet ihr das Foto in Photoshop. Keine Sorge – ob RAW oder JPG – das Camera Raw Feld könnt ihr jederzeit über den angegebenen Pfad wieder öffnen.
Frequency Separation
Es gibt viele verschiedene Methoden, um eine Beauty Retusche durchzuführen, doch mein Favorit ist eine Variante, die sich “Frequency Separation” nennt. Sobald man sie einmal verinnerlicht hat, ist sie eine fantastische Möglichkeit Portraitfotos zu bearbeiten, Highlights und Schatten auszugleichen, Augenringe zu entfernen und auch Make-Up hinzuzufügen. Hierbei werden beim Foto Farbe und Struktur getrennt, sodass die Farbe in allen Teilen des Fotos verändert und angepasst werden kann, ohne die Struktur der Haut zu zerstören – und natürlich auch anders herum.
Dazu müssen die folgenden Schritte durchgeführt werden:
1. Die Hintergrundebene wird zweimaldupliziert.
2. Auf die untere der beiden Ebene wird eine Unschärfe angewendet. Dazu geht ihr auf Filter -> Gaußscher Weichzeichner. Den Radius wählt ihr so, dass die Hautstrukturen im Gesicht gerade so nicht mehr erkennbar sind, aber die Farben nicht zu sehr ineinander verlaufen. Hier gibt es keinen optimalen Zahlenwert, denn das ist von Foto zu Foto unterschiedlich.
3. Bei der oberen der beiden Ebenen geht ihr auf Bild -> Bildberechnungen, wählt aus dem Dropdown Menü die Ebene aus, auf die ihr den Weichzeichner angewendet habt und wählt beim Mischmodus “Subtrahieren”. Bei Skalieren tragt ihr eine 2 ein, beim Versatz 128. Habt ihr dies auf die Ebene angewendet, setzt ihr sie in der Ebenenübersicht anstatt auf “Normal” auf “Lineares Licht”.
4. Im letzten Schritt erstellt ihr eine neue, leere Ebene zwischen den beiden duplizierten Ebenen. 5. Die Farb- und Strukturebenen in Kombination sollten nun genauso aussehen wie das Bild vor der Bearbeitung.
Retusche
Nun kommen wir zur spannenden, kreativen Seite der Fotobearbeitung, die je nach Foto ein wenig Zeit in Anspruch nehmen kann. Als kleiner Vergleich: Ich benötige für ein Foto je nach Umfang 5-30 Minuten pro Bild. Für eine aufwendige Bildkomposition können das schon einmal 1-3 Stunden sein. Das erklärt auch den Preis, den professionelle Fotografen für eine Fotosession nehmen. Macht euch also keine Gedanken, wenn der Bearbeitungsprozess vor allem zu Beginn recht lange dauert, denn das ist völlig normal.
Die Bearbeitung eures Fotos findet auf der leeren Ebene statt, die sich zwischen der verschwommenen Farbebene und der Strukturebene befindet, wo ihr quasi über die Farbebene malt, um den Effekt zu erzielen, den ihr haben wollt. Dazu nehmt ihr einen runden Standard-Pinsel, stellt den Fluss auf 5% und die Härte im unteren Bereich ein. Die Größe variierte je nach Region, die ihr bearbeiten wollt. Um z.B. Augenringe zu entfernen und Highlights zu setzen, nehmt ihr in Photoshop die Farbe aus einer benachbarten Region des Gesichts ab. Bei Windows ALT + Pixel anklicken, bei Mac Command + Pixel anklicken.
Anschließend zeichnet ihr mit dem Pinsel über die Region, die ihr überdecken wollt, z.B. die Schatten unter den Augen. Das könnt ihr so lange und in allen Regionen des Gesichts tun, bis ihr das optimale Ergebnis erreicht habt. So überdeckt ihr ganz leicht Rötungen, Schatten oder Augenringe. Ihr könnt Augenbrauen ausfüllen, das kleine Fleckchen Lippenstift ergänzen, das ihr übersehen habt, den Eyeliner verlängern oder auch die Wangenknochen mit Highlights und Schatten hervorheben. Wie weit ihr mit dieser Bearbeitung gehen wollt, ist ganz allein euch überlassen und hängt auch vom Motiv ab. Wenn ihr auf dieser Ebene einen Fehler macht, könnt ihr den Bereich mit dem Radiergummi korrigieren. Manchmal macht es auch Sinn, mit der Deckkraft dieser Ebene zu experimentieren. Probiert es einfach aus und schaut, welches Ergebnis euch am besten gefällt.
Schärfe
Ihr wollt die Schärfe eures Fotos verbessern? Auch das geht mit Frequency Separation ganz einfach. Dazu dupliziert ihr die Ebene, welche die Struktur enthält und nehmt die Deckkraft nach unten, bis euch das Resultat gefällt.
So könnt ihr natürlich kein Foto retten, welches falsch fokussiert wurde, aber einige Objektive nehmen schärfere Bilder auf als andere. Mein kleines 35mm Samyang Objektiv z.B. ein ein wahres Schärfewunder, während mein 50mm Sony eher auf der “weichen” Seite liegt und die Hautstruktur nicht ganz so stark darstellt.
Wollt ihr die Schärfe nur auf einige Regionen anwenden, klickt auf “Ebenenmaske hinzufügen” bei der duplizierten Strukturebene und zeichnet auf der Maske alles schwarz, was nicht besonders scharf sein soll. Oder wenn ihr nur kleine Bereiche, z.B. die Augen, besonders scharf haben wollt, füllt ihr die Maske mit der Farbe Schwarz und zeichnet im Anschluss die Augen auf der Maske weiß. So ist nur dieser Bereich der Ebene sichtbar und die Augen werden hervorgehoben.
Lidschatten, Lippenstift und Augenfarbe
Wie bereits erwähnt, füge ich in diesem Schritt auch oft Lidschatten hinzu. Man kann die Technik ebenfalls benutzen, um die Lippenstift- oder Augenfarbe zu ändern.
Ich erstelle für das Make-Up und größere Änderungen meist eine neue Ebene über der Ebene, auf der die Beauty Retusche vorgenommen wurde, um meine bisher erreichten Resultate nicht zu ruinieren, denn hier kommen oft weniger natürliche Farben zum Einsatz, die sich nicht im Bild finden.
In meinen Yennefer Fotos füge ich oft grünen Lidschatten hinzu, den sie in der Serie trägt. Habe ich selbst grünen Lidschatten? Ja. Bin ich oft zu faul, ihn in Wirklichkeit aufzutragen? Auch ja.
Zum Glück kann ich mir in Photoshop einfach einen Pinsel schnappen, einen hübschen Grünton auswählen und diesen in der neuen Ebene auf einem Augenlid auftragen. Das ist meist etwas schwieriger als die reine Beauty Retusche und benötigt ein wenig Fingerspitzengefühl. Ich habe in diesem Feld aber mehr Talent als mit einem realen Schminkpinsel und ich kann einfach die Zurück-Taste drücken, wenn ich mich vermale. Ich besitze ebenfalls keine lila Kontaktlinsen, weshalb ich auch die Augenfarbe für Yennefer in Photoshop anpasse. Das ist ebenfalls mit Frequency Separation möglich. Eine weitere Möglichkeit, diesen Effekt zu erzielen oder auch die Lidschattenfarbe anderweitig zu ändern, erkläre ich euch später.
Seid ihr mit euren bisherigen Ergebnis zufrieden, aber ein paar lästige Hautunreinheiten sind noch zu sehen? Kein Problem, um die kümmern wir uns im nächsten Schritt. Ich schließe zuerst den Bereich der Frequency Separation komplett ab, denndanach dupliziere ich alle Ebenen und füge diese zu einer Ebene zusammen. Ich behalte dabei immer die einzelnen Ebenen der Frequency Separation für den Fall, dass ich doch noch einmal zurückgehen und etwas bearbeiten möchte.
Weitere Korrekturen
Der nächste Schritt könnte auch zuerst durchgeführt werden. Ich sehe aber lieber erst einmal, welche Probleme ich mit Frequency Separation beseitigen kann, bevor ich Farbe und Struktur gleichzeitig bearbeite. Manchmal lässt sich ein Pickelchen oder ein Augenring allein durch Frequency Separation nicht bereinigen, weshalb ich manchmal im Anschluss auf der zusammengefügten Ebene zum Bereichsreparatur-Pinsel oder Reparaturpinsel greife. Aber das kommt ganz auf das Foto an. Die Struktur kann auch direkt auf der Strukturebene mit den verschiedenen Reparaturpinseln bearbeitet werden, ohne die Ebenen zusammenzufügen.
Ihr habt die Ebenen dupliziert und zu einer Ebene zusammengefügt und wollt nun eure Augen oder den in Photoshop hinzugefügten Lidschatten hervorheben? Dann sind das Scharfzeichner-, Abwedler und Nachbelichter-Werkzeug eure guten Freunde.
Den hellen Bereich des Lidschattens mit dem Scharfzeichner zu bearbeiten, gibt eine Art “Glitzereffekt”, aber man sollte es natürlich an dieser Stelle nicht übertreiben. Der Scharfzeichner macht ein Bild nicht wirklich schärfer, aber er verstärkt den Kontrast dieser Pixel, sodass der Eindruck entsteht, dieser Bereich wäre gestochen scharf.
Mit dem Abwedler-Werkzeug könnenBereiche aufgehellt und mit dem Nachbelichter-Werkzeug verdunkelt werden.
Augen hervorheben
Einige Teile der Augen aufzuhellen ist auch ein beliebter Trick, um diese hervorzuheben. Das geht mit Frequency Separation, indem man einfach eine etwas hellere Farbe auswählt, mit dem Abwedler-Werkzeug oder mit diesem Trick:
Ihr erstellt eine neue Gradationskurven-Ebene und hellt diese soweit auf, bis euch die Augen hell genug erscheinen. Auch hier kann natürlich im Nachhinein die Deckkraft angepasst werden. Im Anschluss erstellt ihr eine neue Ebenenenmaske, füllt diese komplett mit Schwarz und zeichnet mit einem weißen Pinsel auf der Maske über die Augen, sodass nur dieser Bereich aufgehellt ist – oder alle anderen Bereiche, die ihr sonst auch noch aufhellen wollt. Ist der Effekt zu stark im Vergleich zum restlichen Bild, nehmt ihr einfach die Deckkraft nach unten.
Augen- und Lidschattenfarbe – Alternative Variante
Ich habe euch versprochen, noch einen weiteren Trick zu verraten, wie die Augen- oder Lidschattenfarbe angepasst werden kann und das Versprechen möchte ich auch halten: Dazu erstellt ihr eine neue Ebene und setzte diese auf “Farbton”. Dann nehmt ihr den Pinsel mit einer Farbe eurer Wahl, erhöht den Fluss je nach Belieben und zeichnet über den Teil, den ihr einfärben wollt. Auch hier kann mit der Deckkraft gespielt werden, um das optimale Ergebnis zu erzielen.
Eine weitere Möglichkeit, Farbe und Lidschatten hinzuzufügen, ist es, den Bereich mit dem Lasso- Werkzeug einzurahmen, eine neue Farbton-Ebene zu erstellen, den passenden Farbton auszuwählen und in der Maske die weiche Kante anzupassen.
Es gibt viele verschiedene Wege einen bestimmten Effekt in Photoshop zu erreichen. Das ist bei der Beauty Retusche nicht anders als bei anderen Bearbeitungsfeldern. Es lohnt sich immer, einen Blick auf die vielseitigen YouTube Tutorials zu werfen, um etwas Neues zu lernen.
Meine ersten Schritte in der Bildbearbeitung habe ich damals noch mit Photoshop 7, anschließend mit Photoshop CS2 unternommen. Seitdem hat sich natürlich auch im Programm selbst eine Menge verändert. Vieles ist einfacher geworden und neue Bearbeitungsmethoden sind möglich. Was die Bildbearbeitung angeht, so lernt man tatsächlich niemals aus.
Nachdem ihr all diese oder auch nur ein paar dieser Schritte unternommen habt, ist eure Beauty Retusche erfolgreich abgeschlossen. Auch wenn das erste Resultat vielleicht kein Meisterwerk ist, solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen, denn Übung macht bekanntlich den Meister. Dank der vielen Online Tutorials und den unendlichen Möglichkeiten, die Photoshop heutzutage bietet, macht es auch einfach großen Spaß, herumzuprobieren und neue Fähigkeiten langsam zu entwickeln.
Seid ihr mit eurem Resultat zufrieden, so könnt ihr die Bearbeitung an dieser Stelle gern fortführen und die Farbe eures Bildes anpassen. Ob das mit den diversen Farbkorrekturen, mit dem in Camera Raw möglichen Color Grading oder mit LUTs geschieht, ist allein euch überlassen. Dieser Prozess macht, genau wie die Beauty Retusche, jede Menge Spaß.