Die Sache mit der Selbstliebe

Das mit der Selbstliebe ist so eine Sache. Gerade in der heutigen Zeit, fällt es vielen schwer, sich selbst optisch so zu akzeptieren, wie sie sind. Ständig haben wir die vermeintlich perfekten Gesichter anderer Cosplayer, Influencer und Stars vor Augen.
Das aktuelle “Beautyideal” bei Frauen mit hohen Wangenknochen, schmaler süßer Stupsnase, vollen Lippen und großen mandelförmigen Augen, hat wohl jeder von uns sofort im Kopf. Selten sieht man eine Schauspielerin, die nicht eine perfekte Nase hat.

Wie so viele andere auch, hatte ich eine ganze Zeit lang mit meinem Aussehen zu kämpfen. Dumme unangebrachte Kommentare während der Schulzeit oder beim Weggehen, tragen nicht unbedingt dazu bei, sich besser zu fühlen. Irgendwann habe ich es aber geschafft mich selbst für gut zu befinden! Nur, um wieder von vorne anzufangen, als ich Cosplayerin wurde.

Kommentare wie “ey, das ist doch ein Kerl” oder “du hast keine Titten, cosplay den Charakter nicht” oder “ich hab deine Nase kleiner bearbeitet, weil sie so groß war” haben mich in die Zeit zurück versetzt, als ich mich selbst optisch noch nicht so mochte.

Lerne dich selbst kennen & mögen

Wer mich kennt, weiß, dass ich eine Kämpfernatur bin und selten bis gar nicht klein beigebe. Weil es einfach scheiße ist, wenn man sich selbst nicht schön findet, habe ich auch im Cosplay nach Möglichkeiten gesucht, um mich besser zu fühlen.

Etwas, das mir auch früher schon geholfen hat, war, Wege zu finden, um mich selbst besser kennen zu lernen. Ich habe mir also die Zeit genommen, mich einfach mal ausführlich im Spiegel zu betrachten.
Je mehr Zeit du mit jemanden verbringst und diese Person kennen lernst, auch optisch, desto mehr magst du sie meistens auch. Das gleiche gilt auch für dich selbst!

Je länger man sich selbst betrachtet, desto eher findet man etwas, das man gut an sich findet. Dementsprechend habe ich mich so lange im Spiegel betrachtet, bis ich mindestens eine Kleinigkeit gefunden habe, die ich an mir gut oder sogar toll fand!
Natürlich wirst du auch immer etwas finden, das du weniger schön findest. Versuch aber, dich zunächst darauf zu konzentrieren, etwas an deinem Körper oder deinem Gesicht zu finden, das du gut findest. Hör nicht auf, bis du etwas gefunden hast
In einem zweiten Schritt, kannst du dann versuchen zu lernen, dich an die Merkmale deines Gesichts zu gewöhnen, die du nicht gut findest. Denn an etwas gewöhnt zu sein, ist definitiv besser, als etwas aktiv nicht zu mögen.

Vergleiche dich nicht mit anderen

Egal ob es um die persönliche Leistung, Interpretation eines Cosplays oder um dein Aussehen geht: Vergleiche dich nicht mit anderen!
Das wäre in etwa so, als würdest du einen Apfel mit einer Birne vergleichen. Klar, sind beides Früchte, aber dennoch nicht das Selbe!

Deine Gene, Erfahrungen, Vorlieben und Abneigungen formen dich zu einer einzigartigen Person, die es auf der Welt in dieser Ausführung nur ein einziges Mal gibt. Es ist also keine gute Idee, dieses einzigartige Exemplar von Mensch, das du bist, mit einem anderen einzigartigen Exemplar zu vergleichen. Oder?

Während ich mich vorher nur selten optisch mit anderen verglichen habe, habe ich es beim Cosplay ständig getan. Häufig habe ich Cosplayer entdeckt, die den gleichen Charakter gecosplayed haben und ihn meiner Meinung besser umgesetzt hatten!
Ich fing an meine Umsetzung mit ihrer Umsetzung zu vergleichen. Das blieb nicht nur bei Kostüm, Make Up oder Posing. Mir kam sogar häufiger der Gedanke, dass deren Gesicht besser zum Charakter passen würde als meines. Das Ende der Geschichte? Ich mochte mein Cosplay nicht mehr.

Zuerst dachte ich, ich müsse mein Cosplay nun an ihre Umsetzung anpassen und versuchte deren Make Up zu “kopieren”. Leider ohne Erfolg. Ich war genauso unzufrieden wie zuvor.

Mach dein eigenes Ding!

Irgendwann erkannte ich, dass es mir nicht gut tat, wenn ich mich ständig verglich. Also arbeitete ich daran, es einfach nicht mehr zu tun. Mittlerweile konzentriere ich mich verstärkt darauf, einfach meinen Stil zu finden und diesen auch beizubehalten.
Das beinhaltet auch zu akzeptieren, dass nicht alles, was ich gut finde, auch gut an mir selbst funktioniert. Auch wenn ich krasse Make Ups mit viel Highlighter faszinierend finde, so muss ich mir eingestehen, dass sie einfach nicht mein Ding sind. Das ist vollkommen ok! Ich kann sie ja immer noch bei anderen Cosplayern bewundern, während ich das tue, was am besten zu mir passt.

Natürliche Fotos für mehr Selbstliebe

Wenn du mir schon länger folgst, dann weißt du, dass ich ein Verfechter von möglichst natürlichen Cosplay Fotos bin! Sie helfen mir zu zeigen, was ich als Person leisten und wie badass, süß, sexy oder total verrückt ich aussehen kann. Wandelbarkeit durch Cosplay und nicht durch Photoshop.

Weil mir dieser Punkt so wichtig ist, habe ich ihm einen eigenen Blogeintrag gewidmet, den ich dir gerne ans Herz legen möchte:
Warum ich natürliche Fotos bevorzuge und wie sie mir geholfen haben mich selbst zu lieben

Du bist selbst dein größter Kritiker

Hand aufs Herz: Du selbst wirst immer dein größter Kritiker sein. Du kennst dich selbst nunmal am besten und treibst dich immer wieder an deine Grenzen. Das ist sogar gut, denn Selbstkritik hilft uns, uns zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Gönn dir auch mal eine Auszeit von der Selbstkritik. Besonders, wenn es um dein Aussehen geht, das du eh nicht ändern kannst. Schönheits-OPs klammere ich hier bewusst aus 😛

Im letzten Jahr hatte ich ein Foto gepostet, bei dem ich beschrieben habe, was mir an mir selbst auffällt, wenn ich mich betrachte. Als erstes bemerke ich eigentlich fast immer meine permanenten Augenringe, die sich kaum durch Make Up verstecken lassen. Danach fällt mir meine Narbe auf, die ich mir als Kind beim Fußball spielen hinter unserem Garten zugezogen habe. Jahrelang wuchs mir überhaupt kein Augenbrauenhaar und irgendwann hatte ich akzeptiert, dass meine Augenbraue auch nie wieder vollständig wachsen würde. Auch, wenn sie mich nicht mehr stört, so fällt mein Blick immer wieder auf das Loch in meiner linken Augenbraue.

Als ich meine Follower gefragt habe, was ihnen an mir als erstes auffällt, so hat keiner meine Augenringe oder meine Narbe genannt. Den meisten fielen sie gar nicht erst auf. Durch meine Anmerkung, habe ich ihre Aufmerksamkeit auf “meine Fehler” gelenkt.

Nur, weil du etwas an dir nicht magst, heißt das noch lange nicht, dass es anderen ebenfalls so geht.

Geteiltes Leid, ist halbes Leid

Zum Abschluss möchte ich dir noch eine kleine aktuelle Geschichte erzählen. In den letzten Tagen bin ich über einen Twitter Thread gestolpert, der das Thema Selbstliebe im Bezug auf die eigene Nase thematisiert hatte. Als jemand, der zwischenzeitlich auch erhebliche Probleme mit dem Aussehen der eigenen Nase hatte, musste ich mir den Thread natürlich durchlesen.

Der Thread bestand aus lauter Fotos von Frauen, die alle keine süße Stupsnase hatten. Viele Frauen hatten bereits gelernt ihre Nase zu akzeptieren oder sogar zu lieben. Viele Frauen waren noch dabei es zu lernen und erzählten von ihren Problemen.
Als ich den Thread so las, wusste ich, ich bin nicht alleine.
Es gibt andere Menschen da draußen, die mit sich selbst zu kämpfen haben und noch nicht akzeptieren können, wie sie aussehen.
Aber sie alle versuchen es! Wenn das nicht die größte Motivation ist, dann weiß ich auch nicht.

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