Heute möchte ich mit dir über TFP-Shootings sprechen. Aber was heißt “TFP” eigentlich?
TFP steht für “time for print” oder auch “time for picture” und bedeutet ganz salopp gesagt, dass keine Partei für das Shooting bezahlen muss. Umsonst ist das ganze jedoch nicht, denn TFP-Shootings sollten sowohl für den Fotografen als auch für das Model einen Mehrwert bieten.
Unter Cosplayern verstehen viele unter TFP einfach nur “Yay, kostenlose Fotos!” – Aber so einfach ist es nicht. Ein TFP-Shooting sollte mehr sein, als nur die Chance kostenlose Fotos abzugreifen.
Wann lohnt sich also ein TFP-Shooting?
Um TFP besser zu verstehen, kannst du dir unter anderem folgende Fragen stellen.
Aus Sicht des Fotografen
- Welchen Mehrwert lieferst du dem Fotografen?
- Ist der Fotograf auf der Suche nach einem bestimmten Motiv / Cosplay?
- Hatte er / sie schon ähnliche Motive vor der Kamera oder bietest du etwas völlig Neues?
- Passt deine Shootingidee zum Stil des Fotografen?
- Welchen Aufwand würde ein Shooting bedeuten? – Anreise, Kosten, Bearbeitungszeit
- In welchem Verhältnis stehen sich Mehrwert und Aufwand gegenüber?
Aus Sicht des Cosplayers
- Welchen Mehrwert liefert dir der Fotograf?
- Passt der Bearbeitungsstil zu deinen Ideen, Cosplays und Vorstellungen?
- Benötigst du neue Bilder von deinem Cosplay oder hast du von diesem Charakter schon mehr als genug?
- Welchen Aufwand würde ein Shooting bedeuten? – Anreise, Kosten, Vorbereitungszeit
- In welchem Verhältnis stehen sich Mehrwert und Aufwand gegenüber?
Je konkreter und detaillierter du diese Fragen beantworten kannst, umso besser. So kannst du optimal abschätzen, ob ein TFP-Shooting für dich in Frage kommt.
Fotografen finden und kontaktieren
Für viele Cosplayer ist das “Wie finde ich einen Fotografen?” ein großes Mysterium. Um dir die Suche etwas zu erleichtern, habe ich bereits in der Vergangenheit ein Video zu diesem Thema abgedreht, welches auch heute noch aktuell ist:
Bewerbung
Diesen Punkt habe ich ebenfalls bereits im oben verlinkten Video ab 07:45 besprochen. Dennoch möchte ich dir hier noch einmal kurz ein paar Stichpunkte auflisten:
- Wer bist du? Stell dich kurz vor!
- Was willst du? Welchen Charakter möchtest du shooten?
- Warum möchtest du ein Shooting? Wie bist du auf den Fotografen aufmerksam geworden?
- Zeige wer du bist und was du so machst!
Besonders wichtig ist, dass du dich ganz klar ausdrückst und dem Fotografen konkret sagen und zeigen kannst, wer du bist und was du von ihm möchtest! Hab auch keine Angst einige Referenzen mitzusenden, sodass der Fotograf sich ein Bild von dir machen kann. Spamme ihn aber nicht unnötig zu.
“Fronten” klären
Hat der Fotograf “Ja” gesagt, steht dem Shooting nichts mehr im Wege. Oder?
Tatsächlich gibt es vorab einiges zu klären. Auch hier gebe ich dir nun die im Video ab 11:25 genannten Stichpunkte noch einmal kurz und knapp mit auf den Weg:
- Was wird wo und wann geshootet?
- Wo ist die Location? Wie gestaltet sich die Anreise?
- Kannst du eine Begleitperson mitbringen?
- Ist es ein TFP-Shooting oder erwartet der Fotograf eine Bezahlung?
- Wie viele Fotos erhältst du?
- Wie lange wird die Bearbeitung dauern? Was genau wird bearbeitet?
- Erhältst du die Fotos unbearbeitet?
- Wie darfst du die Fotos nutzen? Credits?
Je detaillierter ihr alles besprochen habt, desto weniger Missverständnisse und Probleme wird es im Nachhinein geben. Am besten besprichst du diese Punkte schriftlich! So vermeidest du, dass mündliche Absprachen vergessen oder verdreht wiedergegeben werden.
Einige Fotografen bereiten für diesen Zweck auch einen TFP-Vertrag vor. So kann das besprochene vertraglich abgesichert werden. Bietet dein Fotograf keinen Vertrag, kannst du ihm auch einen entsprechenden Entwurf vorlegen. Entwürfe, Input und sogar konkrete Vorlagen findest du einfach über Google.
Good to know!
Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar allgemeine Tipps, Infos und auch Warnungen mit auf den Weg geben. Denn leider gibt es auch unter Fotografen immer wieder einige schwarze Schafe. Egal wie gut du dich mit einem Fotograf verstanden oder wie detailliert du alles – sogar vertraglich – geklärt hast – es kann immer wieder zu Problemen kommen.
Recherche
Umso wichtiger ist es deshalb, dass du dich im Vorfeld möglichst genau mit dem Fotografen auseinander setzt. Nimm dir Zeit und recherchiere ausführlich wen du da um ein Shooting bitten möchtest. Dieser Aspekt ist nicht nur im Bezug auf die Seriosität des Fotografen, als auch im Vorfeld einer Bewerbung enorm wichtig. Schließlich solltest du genau wissen, ob es sich überhaupt lohnt sich für ein Shooting zu bewerben.
Beachte dabei unter anderem folgende Aspekte:
- Wie heißt der Fotograf und woher kommt er?
- Wie lange fotografiert er bereits?
- Gehört Cosplay-Fotografie zu seinem Repertoire?
- Hast du bereits etwas über den Fotografen (online) gehört oder gelesen?
- Welche Cosplayer standen bereits vor seiner Linse?
Besonders der letzte Punkt ist äußerst interessant! Trau dich, schreib ein paar dieser Cosplayer an und bitte um ehrliche Erfahrungsberichte bezüglich des Fotografen. So erfährst du aus erster Hand, worauf du dich bei einem Shooting einlassen würdest.
Red Flags
Auch gibt es einige ganz konkrete “Red Flags”, die du ernst nehmen solltest.
- Raten dir mehrere Cosplayer (unabhängig voneinander) von einem Shooting mit diesem Fotograf ab, dann hör auf sie!
- Ist eine Begleitperson fürs Shooting unerwünscht oder sogar untersagt? Klingt nach keiner sicheren Umgebung!
- Flirtet der Fotograf mit dir und erwähnt immer wieder potentielle Aktshootings? Wirkt äußerst unseriös!
- Der Fotograf wirkt abgeneigt oder gibt dir keine konkrete Zu- oder Absage? Such weiter und finde jemanden, der wirklich Lust auf dich hat!
- Absprachen mit dem Fotografen gestalten sich schwierig und ziehen sich in die Länge? Überdenke noch einmal, ob der Fotograf die richtige Wahl für dich ist!
Grundsätzlich solltest du unbedingt auf dein Bauchgefühl hören! Fühlst du dich unwohl oder unsicher, dann zwing dich nicht zu einem Shooting.
Keine Fotos trotz Shooting?
Wie bereits erwähnt, gibt es unter allen Fotografen leider auch ab und an ein paar schwarze Schafe. Auch einige, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und an die du trotz guter Planung und Vorbereitung geraten kannst.
Manchmal hat ein Fotograf auch einfach eine schlechte Zeit und ist nicht per se problematisch.
Das häufigste Problem, dass dir dann begegnen wird: Du erhältst einfach keine Fotos!
Ich kann tatsächlich gar nicht mehr an einer Hand abzählen, wie häufig mir das schon passiert ist. Sogar mit Fotografen, mit denen man eigentlich gut in Kontakt stand.
Häufig hört man dann die Aussage “Meine Festplatte ist defekt und meine Daten sind verloren!”. Ehrlich, ich habe diese Aussage schon so häufig gehört, dass ich diese bei Fotografen bereits beim ersten Mal kritisch hinterfrage. Manchmal erhält man aber auch gar keine konkrete Begründung. Letztendlich ist der Grund auch egal, das Problem bleibt bestehen: Man erhält einfach nie Fotos! Was kannst du aber tun, wenn genau dieser Fall eintritt?
Tatsächlich kannst du leider nicht besonders viel machen! Du kannst lediglich höflich nachfragen, wann du mit den Ergebnissen rechnen kannst. Dies kannst du dann nach einiger Zeit wiederholen und einfach hoffen. Allerdings empfinde ich das als sehr nervtötend und mit jedem Mal bekomme ich ein noch schlechteres Gefühl.
Deshalb habe ich mir selbst folgende Deadlines gesetzt
Wurde keine Deadline vereinbart oder wurde diese überschritten, dann frage ich das erste Mal nach ca. zwei Wochen nach den Fotos.
Verstreichen wieder zwei Wochen, nachdem ich bereits einmal nachgefragt habe, so frage ich ein weiteres Mal nach. Wurde also keine Deadline vereinbart, habe ich bereits 4 Wochen auf meine Fotos gewartet. Ab diesem Punkt frage ich dann auch nicht mehr nach. Sind 6 Monate verstrichen, akzeptiere ich, dass ich die Fotos niemals erhalten werde.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass man nach mehr als 6 Monaten noch jemals Ergebnisse zu Gesicht bekommt.
Ich persönlich erwarte von einem Fotografen, dass er die Fotos innerhalb der Deadline oder falls keine Deadline vereinbart wurde, innerhalb von vier Wochen fertig bearbeitet hat.
Ich weiß, dass einige Fotografen und auch Cosplayer das ganze etwas lockerer sehen. Schließlich bearbeiten viele Fotografen die Fotos in ihrer Freizeit und bekommen kein Geld dafür.
Ich sehe es aber als eine Sache des Anstands, der Planung und Professionalität, wenn der Fotograf seine Shootings und Bearbeitung entsprechend timt. TFP funktioniert eben nur dann, wenn beide Parteien gleichermaßen professionell agieren. Der Cosplayer geht in Vorleistung und der Fotograf geht in Nachbearbeitung.
Ist dir das Risiko als Cosplayer zu groß, dann rate ich dir zu Pay-Shootings! Hier kommt ein konkreter Kaufvertrag zustande und das ganze Shooting bekommt eine neue Art der Verbindlichkeit.
Worte zum Abschluss
Es ist nicht so leicht einen geeigneten Fotografen für das perfekte Match zu finden! Gerade am Anfang, wenn man noch wenig Erfahrung hat, weiß man oft nicht, was man so genau möchte oder wo man anfangen soll.
Dennoch solltest du auf gar keinen Fall ein Shooting erzwingen!
Lass dir Zeit und hol dir Empfehlungen von Freunden! Du wirst sehen, nach und nach fügt sich alles und du findest den passenden Fotograf für dich.
Jetzt kennst du alle wichtigen Informationen rund um TFP-Shootings und bist gut vorbereitet.
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