Body Positivity meets Bodyshaming – eine nie endende Debatte

Das mit der Selbstliebe ist so eine Sache. Wenn man es mal ganz genau nimmt, hängt viel von dieser ab. Allen voran aber das eigene Glück und Selbstwertgefühl. Ich bin froh sagen zu können, dass ich inzwischen gelernt habe, mich selbst zu lieben oder besser gesagt, mich zu akzeptieren. Optisch, als auch charakterlich. Ich kenne meine Fehler und Macken und versuche immer wieder, mich selbst zu reflektieren. Mal mit etwas mehr und mal mit etwas weniger Erfolg.

Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich meine Kindheit ohne negatives Körpergefühl durchlebte. Ich kann ehrlich behaupten, dass ich noch nie ein Problem mit meinem Körperbau hatte. Ja, ich habe breite Schultern, kleine Brüste, breite Hüften, große Hände und große Füße. Das war aber nie ernsthaft ein Problem für mich. Ein Privileg.

Mit meinem Gesicht sah das aber anders aus. Ausgerechnet in der Pubertät erwischten mich Windpocken und hinterließen zunächst unzählige rote Flecken und dann Narben. Ein paar Jahre zuvor hatte ich einen Unfall und zog mir eine schlimme Schürfwunde an meiner linken Augenbraue zu. Inzwischen für wenige nur noch als scheinbar leichte Narbe und an mangelndem Haarwuchs zu erkennen. Aber auch die mir von Gott gegebene Nase, konnte ich ab einem gewissen Punkt nicht vollständig akzeptieren und hatte mit meinem Aussehen zu kämpfen. Da trug es nicht gerade dazu bei, mitzubekommen, wie alle anderen Komplimente für ihr Aussahen bekamen, nur man selbst nicht. Ich schob mich schnell in die Schublade “ganz hübsch, aber eben nicht schön“. Damit kam ich irgendwann klar.

Lese-Tipp: Die Sache mit der Selbstliebe
Warum ich natürliche Fotos bevorzuge und wie sie mir geholfen haben mich selbst zu lieben

Die Schwangerschaft und die Geburt meines Kindes in 2021 stellten mich erneut auf die Probe. Am Anfang war es leicht sich zu arrangieren. Aber je mehr sich der Körper zurückbildet, je älter das Kind wird und je mehr man seinen Körper wieder für sich selbst hat, desto mehr muss man sich selbst erst einmal wieder finden. Charakterlich, als auch optisch. Am Ende ist Selbstliebe ein nie endender Prozess.

Bodyshaming – In & Out of Cosplay

Ich bin mir sicher, dass so ziemlich jeder von uns sich schon einmal mit Bodyshaming auseinander setzen musste. Bodyshaming kann so viele Formen annehmen und ist nicht auf einen Körpertyp oder ein Geschlecht begrenzt. Zu dünn, zu dick, zu groß, zu klein, zu mittelmäßig, zu große Brüste, zu kleiner Vorbau, zu viele Muskeln, zu wenig Muskeln, zu kantig, zu rund, zu feminin, zu maskulin, zu androgyn …und und und..

Während man im Alltag Bodyshaming schneller erkennt und unangebrachte Kommentare auch als solche wahrnimmt, sieht das beim Cosplay gern mal anders aus. Gerade, da wir beim Cosplay so sehr danach streben, der Vorlage des Charakters gerecht zu werden, setzen wir uns selbst ein bestimmtes Bild, das wir erreichen wollen. Dabei interpretiert jeder dieses Bild etwas anders und setzt seine Prioritäten unterschiedlich. Während der eine Wert auf Akkuratesse legt, ist dem anderen das Maß an Eigeninterpretation bedeutend wichtiger.

Du, der Cosplayer, hast ein ganz besonderes Bild vor Augen, wie für dich dein perfektes Cosplay auszusehen hat. Du arbeitest mit genau diesen Vorstellungen, deinen dir gegebenen Möglichkeiten, deinem aktuellen Skilllevel und auch mit dem dir gegebenen Körper und Gesicht. Mit all seinen Macken und Vorzügen. Du entscheidest, was dir wichtig ist und beziehst all das in deine ganz persönliche Umsetzung des Charakters ein. Du machst dein Cosplay für dich.

Lese-Tipp: Warum Likes dich nicht glücklich machen

In dem Moment, in dem wir unser Cosplay der Öffentlichkeit präsentieren, sei es online oder auf einer Veranstaltung, kann es passieren, dass genau dieses kommentiert und besprochen wird. Leider sind solche Kommentare nicht immer positiv. Von persönlichen Meinungen und Geschmäckern, die als vermeintlich gut gemeinte konstruktive Kritik geäußert werden, bis hin zu Aussagen von Personen, die versuchen einem vorzuschreiben, was man zu tun und zu lassen hat, ist alles dabei. So kommt es nicht selten vor, dass man Aussagen wie diese zu hören bekommt:

Der Charakter hat deutlich größere Brüste, deine sind viel zu klein.
Charakter XY ist klein und zierlich.. mit deiner Körperfülle solltest du das lassen.
Sailor Moon für Arme…
Hahaha, nimm erstmal 20 kg ab!
Zu große Brüste.. das ist doch nur ein Kind.

Lese-Tipp: Dein Spielplatz & Deine Regeln – Was du gegen Hasskommentare tun kannst

Und nu?

Häufig geht es beim Bodyshaming im Cosplay darum, der anderen Person mehr als deutlich zu machen, dass ihr Aussehen nicht zum Charakter passt und man doch bitte sofort etwas anderes tun soll.

Abgesehen davon, dass Bodyshaming grundsätzlich scheiße ist, geht es keinen außer dir selbst etwas an, wen du cosplayst. Solange du dich wohl fühlst und mit deinen Taten keinen anderen schadest, ist doch alles im grünen Bereich!

Eine Sailor Moon muss nicht die “perfekten” 90-60-90 Maße haben. Ein Yoda muss nicht klein und alt sein. Eine Alice im Wunderland muss nicht weiblich sein. Ein Deku muss nicht erst 14 oder 16 Jahre alt sein.
Wir Cosplayer müssen gar nichts, außer uns gegenseitig respektieren.
Am Ende des Tages entscheidest du, wie akkurat du sein möchtest und mit welchen Mitteln du das erreichst.

Body Positivity gone wrong

Ich hätte es nicht gedacht, aber es gibt sie! Die fließende Grenze von Body Positivity zu Bodyshaming.

Auslöser war das selbstironische und humoristisch gemeinte Video zu meiner Fake Boobs Bestellung.

Der Hintergrund zu diesem Video? Ich wollte einfach selbst ausprobieren, wie und ob ich Charaktere mit sehr großen Brüsten etwas original getreuer umsetzen kann. Wie das wirkt, ob es mir gefällt und einfach aus Spaß an der Freude. Denn sind wir mal ehrlich. Wie cool ist es denn bitte, dass es Hilfsmittel gibt, die einem erlauben seine Körperform beliebig für kurze Zeit zu verändern?
Gerade beim Cosplay passt das doch wie die Faust aufs Auge.

Einmal Doppel D, bitte.

Fake Boobs sind nichts neues. Während es in Japan für Cosplays diverse Körperteile eben mal so im Geschäft zu kaufen gibt, behelfen sich viele nationale Cosplayer oft mit selbst gebastelten Hilfsmitteln. Ich kenne den ein oder anderen Cosplayer, der bereits Fake Boobs selbst gebaut hat. Oder eben auch Cosplayer, die sich mit diversen Techniken – wie in etwa drei BHs übereinander – zu größeren Brüsten behelfen.

Aber es geht nicht nur um Brüste, auch ganze Musclesuits oder Polster für Hüfte und Hintern kommen zum Einsatz. Push-Up BH, Shapewear, Korsett oder Binder, all das hilft uns, das für uns perfekte Bild vom Cosplay umzusetzen.

Aber ist das ein Problem? Suggerieren wir damit, dass unser Körper nicht gut genug ist, so wie er ist?
Ist es Bodyshaming, wenn wir uns an Hilfsmitteln bedienen? Ist es okay, wenn ich einen Push-Up BH trage, um mir eine schönere Oberweite zu zaubern?

Du merkst, das ist Quatsch. Zu sagen “Du bist gut so wie du bist, also nutze diese Hilfsmittel nicht.” hat nichts mit Body Positivity zu tun. In diesem Moment bevormunden wir die andere Person und erklären ihr, wie sie mit ihrem Körper umzugehen hat. Besonders beim Cosplay bedienen wir uns so vieler Hilfsmittel, um unseren Lieblingscharakter in Szene zu setzen. Wir verändern unser Aussehen mit Make-Up, Perücken, Kontaktlinsen, Face-Tape, Binder, BH und auch mit dem eigentlichen Kostüm. Denn auch ein Kostüm trägt dazu bei, den Körper je nach Schnitt unterschiedlich wirken zu lassen. Schulterpolster lassen deine Schulter breiter wirken. Ein gut taillierter Schnitt zaubert dir eine schöne Taille. Und und und.

Yang aus RWBY – 2016
Ein Cosplay, das ich nie wieder angefasst habe, da mehrfach auf meine fehlende Oberweite hingewiesen wurde.

Zu Body Positivity gehört anderen die Freiheit zu geben, mit ihren Körpern das zu tun, was sie für sich möchten. Sei es im Cosplay oder im Alltag.
Denn nur weil ich mich zeitweise verändere, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht akzeptieren kann, so wie ich bin. Und wie sollte das ein Außenstehender überhaupt beurteilen können? Und wieso sollte ein Außenstehender überhaupt über mich urteilen dürfen?

Oder vielleicht wäre der bessere Ausdruck auch Body Neutrality? Anstatt Körperbilder zu feiern, wie wäre es damit, dass wir unseren Selbstwert nicht von unserem Äußeren abhängig machen. Wir müssen unsere Körper nicht lieben. Aber wir sollten sie akzeptieren und kennen lernen, um unseren Fokus nicht mehr auf Äußerlichkeiten setzen zu müssen.

In diesem Sinne: Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Lebensreise und deinem Begleiter Selbstakzeptanz. Genieße dein Hobby, probier Dinge aus, entdecke dich neu und hab vor allem Spaß. Denn darum geht’s doch eigentlich, oder nicht?

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Warum Likes dich nicht glücklich machen

“Wait what?! Wie soll ich den Titel jetzt verstehen?”, denkst du dir vielleicht. Besonders da ich doch zahlreiche Tipps und Informationen liefere, wie man eben mehr Likes bekommen kann! Wie passt das jetzt zusammen? Das möchte ich dir erklären.

Likes als Maßstab aller Dinge

Ich erlebe immer wieder, dass viele Cosplayer ihren Wert, ihre Leistung und besonders ihre Zufriedenheit von Likes und Reichweite abhängig machen. Viele Likes bedeuten also scheinbar, dass ein Cosplay oder Foto besonders gut ist. Du bist also ein guter Cosplayer, wenn du viele Likes hast. Andersherum habe ich auch schon oft gelesen, dass sich darüber beschwert wurde, dass ein scheinbar minderes Cosplay zu viel Aufmerksamkeit bekäme! Also ungerechterweise zu viele Likes erhalten hätte. Also ist dieser Cosplayer trotz vieler Likes doch kein guter Cosplayer?! Wie jetzt?

In unserer modernen und eng mit dem Internet, also auch mit sozialen Medien, verknüpften Welt, tendieren wir dazu Likes und Reichweite als Maßstab zu werten. Sie helfen uns einzuordnen, ob etwas eher gut oder oder schlecht ist. Streng genommen aber eigentlich, ob etwas eher beliebt oder unbeliebt ist. Dabei müssen wir uns bewusst machen, dass die Anzahl der Likes nichts – wirklich rein gar nichts – darüber aussagen, ob ein Kostüm aufwändig gemacht, ein Cosplay akkurat umgesetzt oder ein Charakter perfekt in Szene gesetzt wurde. Sie tragen in keiner Weise zu unserem persönlichem Glück bei. Viel mehr setzen sie einen eher unter Druck.

Das Geheimnis vieler Likes

Viele Likes oder Follower sagen rein gar nichts über den Wert deiner Arbeit oder über dich als Person aus. Viele Likes sind viel eher das erfolgreiche Ergebnis einer mit Social Media Marketing ausgerichteten Arbeit. Lernst du zu erkennen, was bei den Leuten beliebt ist und besonders gut ankommt, dann kannst du deine Posts dahingehend optimieren. Natürlich spielen auch die Qualität deiner Arbeit, Hashtags, Veröffentlichungszeitpunkt und Kontext eine nicht unerhebliche Rolle.

Sicherlich hast du schon einmal beobachtet, dass eine große erfolgreiche Sharing-Seite einen Post veröffentlicht hat, der enorm gut ankam. Als du dann aber den originalen Post auf der Seite des Cosplayers geöffnet hast, hast du gesehen, dass das Original bei Weitem nicht so viele Likes hatte. Das lag sicherlich nicht daran, dass der Cosplayer schlecht oder gut ist. Sondern viel mehr daran, dass die Sharing-Seite sich erfolgreich und bewusst bestimmter Social Media Marketing Maßnahmen bedient.
Eine bereits erfolgreich aufgebaute oder besonders große Seite, wird tendenziell also mit dem gleichen eher mehr Likes generieren, als eine kleine Seite, die just for fun postet. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht.

Hier als Beispiel also ein Post von skys_heaven und mir, der jeweils auf der emp_de Instagram Seite geteilt wurde.

Dein Wert hängt nicht von der Bewertung anderer ab

Du siehst also, dass der gleiche Post auf unterschiedlichen Accounts ein völlig unterschiedliches Ergebnis erzielen kann. Es ist definitiv nichts schlechtes dabei, sich viele Likes und Erfolg auf Social Media zu wünschen. Wichtig ist nur, dass du dir bewusst machst, dass dein Selbstwertgefühl davon nicht abhängen sollte! Und dass der “Erfolg” nicht allein daran hängt, wer du bist, sondern viel mehr, was du dafür tust, um auf den entsprechenden Plattformen erfolgreich zu sein.

Entscheide dich / das richtige Mindset

In jedem Fall solltest du dir klar machen, was du mit deinem Account erreichen möchtest. Möchtest du dich eigentlich nur mit Freunden austauschen und Spaß haben? Dann sollten dich Likes überhaupt nicht interessieren und dich vor allem nicht verunsichern.
Fällt es dir schwer, diese Komponente auszublenden und setzt sie dich unter Druck? Dann ist ein privat eingestellter Account vielleicht das Richtige für dich. So kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich den Spaß beim Austausch mit Freunden.

Möchtest du deinen Account erfolgreich aufbauen und etwas ganz bestimmtes damit erreichen? Dann solltest du dich mit Social Media Marketing und dem damit verbundenem Aufwand vertraut machen.

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Denn das Ganze kann ein langer und mühsamer Weg werden. Vorsicht: wenn du nicht aufpasst, dann bist du auch schnell mit vielen Likes unzufrieden. Denn schließlich strebt der Mensch stets nach mehr!

Egal, wie du dich entscheidest, wichtig ist, dass du dein Selbstwert, deine Selbstliebe und den Spaß zu den Dingen nicht von der Bewertung anderer abhängig machst. Auch nicht von dem Instagram Algorithmus!

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